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Die Depression ist (nach den Angststörungen) die häufigste psychische Erkrankung in Deutschland. Wie man sie erkennt und welche bewährten, psychotherapeutischen Strategien in einer Behandlung zur Anwendung kommen, erfahren Sie in Kurzform in folgendem Text. 

„Ich fühle mich ständig niedergeschlagen. Nichts hilft.“ „Ich habe Schwierigkeiten, viel Arbeit zu erledigen.“ „Ich komme gerade so über die Runden.“ „Ich genieße Dinge nicht mehr so wie früher.“ „Alles fällt auseinander. Es ist hoffnungslos.“ „Irgendetwas stimmt nicht mit mir. Niemand wird mit mir zusammen sein wollen.“ „Die Dinge werden nie besser werden.“

Diese Gedanken sind charakteristisch für Menschen, die Depressionen erleben. Eine Veränderung im Denken ist ein zentrales Merkmal von Depressionen, und diese Gedanken spiegeln eine Veränderung in der Selbstwahrnehmung wider. Depressionen führen dazu, dass wir uns und die Welt um uns herum wie durch eine schwarze Brille betrachten.

Ein liebevoller Elternteil mag denken, dass er versagt, ein kompetenter Mitarbeiter sieht sich als Versager. Ein offensichtliches Anzeichen von Depressionen ist eine traurige Stimmung, begleitet von Weinen oder dem Bedürfnis zu weinen, selbst ohne ersichtlichen Grund. Manche Menschen fühlen sich leer und gefühllos. Andere bemerken, dass sie viel häufiger gereizt und verärgert sind.

Verhaltensänderungen können einen Rückzug von sonst angenehmen und wichtigen Aktivitäten oder Menschen beinhalten. Schwer Betroffene kommen vielleicht gar nicht mehr aus dem Bett oder von der Couch hoch.

Körperliche Veränderungen, wie Schlafstörungen und Appetitveränderungen, sind ebenfalls häufig. Viele Depressive fühlen sich ständig müde, erleben Schwierigkeiten bei der Konzentration und Entscheidungsfindung. Bei einigen können sogar Gedanken über das Ende des eigenen Lebens auftreten.

Typisch ist auch eine negative Selbstwahrnehmung, in der sich die Person als hilflos, nicht liebenswert oder wertlos betrachtet. Mit Pessimismus in Bezug auf sich selbst und die Zukunft verlieren Betroffene das Interesse an früheren Genüssen.

Automatische Gedanken

Was können Sie tun, um sich zu helfen? Das Bewusstsein für Ihre Gedanken ist ein Schlüsselschritt zur Bewältigung von Depressionen. Beachten Sie Veränderungen in Ihrer Stimmung und negative Verhaltensweisen. Fragen Sie sich: „Was ging gerade durch meinen Kopf?“ Identifizieren Sie automatische, unvorteilhafte Gedanken.

Denkfehler

Menschen mit Depressionen machen oft Denkfehler. Identifizieren Sie sie und entwickeln Sie neue Perspektiven:

  • Alles-oder-nichts-Denken
  • Katastrophisieren
  • Positives disqualifizieren
  • Emotionales Denken
  • Etikettierung
  • Vergrößerung/Verkleinerung
  • Mentales Filter
  • Gedankenlesen
  • Übergeneralisierung
  • Personalisierung
  • „Sollte“ und „muss“-Aussagen
  • Tunnelblick

Sokratische Fragen

Stellen Sie sich zusätzliche Fragen, um Ihre Gedanken zu bewerten und hilfreichere Antworten zu entwickeln:

  1. Was lässt mich glauben, dass dieser Gedanke wahr ist?
  2. Gibt es eine andere Möglichkeit, diese Situation zu betrachten?
  3. Wenn das Schlimmste passiert, was könnte ich tun?
  4. Was ist die Auswirkung, wenn ich diesen Gedanken glaube?
  5. Was würde ich einem Freund in dieser Situation sagen?
  6. Was kann ich jetzt dagegen tun?

Aktivitäten

Depressionen führen zu Rückzug und einer Abwärtsspirale schlechter Stimmung, niedriger Motivation und Freudlosigkeit. Planen Sie (gerade bei Lustlosigkeit) Aktivitäten, die Ihnen früher Freude bereitet haben, um den Kreislauf der Depression zu durchbrechen:

  • Identifizieren Sie angenehme und sinnvolle Aktivitäten.
  • Berücksichtigen Sie eigene Ziele und Werte.
  • Erstellen Sie einen täglichen Zeitplan mit zunehmender Aktivität.
  • Geben Sie sich Anerkennung für kleine Erfolge.

Kern der Psychotherapie ist die Erkenntnis, dass es nicht die Situationen im Leben sind, sondern die Interpretation dieser Situationen, die Gefühle beeinflussen. Reflektieren Sie Ihre Gedanken, hinterfragen Sie sie und entwickeln Sie eine ausgewogenere Sichtweise. Durch sokratische Fragen und aktive Planung von Aktivitäten können Sie möglicherweise Ihre Stimmung verbessern und den Weg aus der Depression finden.

Wenn Sie es trotz eigener Bemühungen nicht schaffen, sich aus der Depression herauszuarbeiten, fassen Sie Mut und lassen Sie sich von professionellen Helfern wie Psychotherapeuten oder Psychiatern unterstützen.

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